Die Geschichte

Am 22. Mai 1769 unterzeichnete Friederica Christiana Elisabeth Freifrau von Fletcher eine Stiftungsurkunde "junge Leute zu Schulmeister-Diensten geschickt zu machen und anzuziehen". Auch unbemittelten Kindern sollte der Lehrerberuf ermöglicht werden. Als ihre Tochter, die Gräfin von Reuß, 1815 ohne Erben starb, wurde die Stiftung rechtskräftig. Es dauerte dann noch 10 Jahre, bis 1825 in Dresden nach manchen Querelen das Lehrerseminar gegründet wurde. Das erste Seminargebäude befand sich an der Freiberger Straße (Bild links).


1847 wurde an der Freiberger Straße das zweite Seminargebäude neu gebaut (Bild rechts).



1880 wurde schließlich das Gebäude an der Marienallee in Dresden-Neustadt bezogen.

Hier war von 1913 bis 1917 Erich Kästner Schüler, eingetragen unter der laufenden Nummer 1756.

"Wenn damals ein Junge aufgeweckt war und nicht der Sohn eines Arztes, Anwalts, Pfarrers, Offiziers, Kaufmanns oder Fabrikdirektors, sondern eines Handwerkers, Arbeiters oder Angestellten, dann schickten ihn die Eltern nicht aufs Gymnasium oder in die Oberrealschule und anschließend auf die Universität, denn das war zu teuer. Sondern sie schickten ihn ins Lehrerseminar. Das war wesentlich billiger."
(Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war)

1922 gab es eine große Änderung: bei gestiegenen Ansprüchen durfte die Lehrerausbildung nur noch an Hochschulen erfolgen, das Fletchersche Seminar wurde in eine Aufbauschule (Untersekunda bis Oberprima) und Deutsche Oberschule (Sexta bis Oberprima) umgewandelt. Ostern 1922 wurden die ersten Schüler für die Aufbauschule, 1923 für die Oberschule aufgenommen. Der Stiftungsgedanke, sozial benachteiligten Kindern hier eine Bildungsmöglichkeit zu bieten, wurde beibehalten, Internatsaufenthalt und Schulbesuch wurden zumeist kostenlos angeboten.

Quelle: Festschrift zur Hundertjahrfeier des Freiherrlich von Fletcherschen Schullehrerseminars zu Dresden 1825 - 1925

1943 wurde in dem Gebäude ein Lazarett eingerichtet. 1945 wurde es zerstört. In den erhaltenen Übungsräumen fand bis 1964 der Unterricht statt, bis er nach dem 1961 begonnenen Wiederaufbau des Seminargebäudes dort wieder abgehalten werden konnte. 1967 erhielt die Schule den Namen 1. POS (Polytechnische Oberschule) Dr. Kurt Fischer.

1991 entstand hier die 1. Mittelschule, die ab 1995 den alten Namen "Freiherr von Fletcher" führte. Seit 1997 ist in dem Gebäude eine Freie Waldorfschule.


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Letzte Änderung: 9. Mai 1999 (HC)
URL: http:// www.h-conrad.de/fletcher/flgesch.htm